Battle of Tarawa
75 Jahre wird diesen November die Schlacht von Tarawa
zurückliegen und vermutlich wird es eine ganze Veranstaltungsreihe geben um
diesem Ereignis angemessen zu gedenken. Aus europäischer Sicht vergessen wir
leicht, dass der Zweite Weltkrieg nicht nur in Europa und, in seiner
Verlängerung, auf dem Atlantik und in Nordafrika stattfand. Dabei forderte das „Pacific Theatre“ über 6,5 Millionen tote
Soldaten auf beiden Seiten und über 27 Millionen tote Zivilisten. Während die Schlachten von Iwo Jima oder Guadalcanal durch Filme und Computerspiele ihren Platz in der Erinnerung gefunden haben, scheint die Schlacht um Tarawa überwiegend vergessen zu sein.
Begonnen hatte der „Pacific War“ im Juli 1937 mit dem Einmarsch der mit dem Deutschen Reich verbündeten Japaner in China. Am 7. Dezember 1941 marschierten sie in Thailand ein und attackierten gleichzeitig
am frühen Morgen den US-amerikanischen Marinehafen Pearl Harbor in Hawaii. Ab
August 1942 besetzten die Japaner die Gilbertinseln, beginnend mit Makin, der
nördlichsten Insel. Die Briten hatten die Inseln zu
diesem Zeitpunkt bereits verlassen und waren nach Fidschi gebracht worden. Die
Japaner bauten Betio, die größte Insel des Atolls (heute Standort des Marine
Training Centres) zu
einer Festung aus, indem sie die Insel verschanzten und einen Flugplatz bauten. Diese Spuren davon
sind, neben den Geschützen, welche die Küste an der Ozeanseite säumen, bis
heute zu finden – zum Beispiel bei uns im Garten. Die heutige Haupt- und
Ringstraße folgt der von den Japanern angelegten Landebahn.
Im November näherte sich die US-amerikanische Marine mit
jeweils drei Verbänden von Norden und Süden dem Tarawa-Atoll. Die Amerikaner
hatten zu diesem Zeitpunkt bereits die Solomon Islands (Salomonen) eingenommen. Die Schlacht um Guadalcanal hatte über fünf Monate gedauert und mehr als 27.000 tote Amerikaner und
Japaner gefordert. Nach dieser Erfahrung hatten die
Amerikaner ihre Landung auf Tarawa theoretisch präzise vorbereitet und vorher
mit Luftangriffen versucht, die Stellungen der Japaner zu schwächen. Ihnen war
offenbar bewusst, dass die Geografie eines Atolls – die gesamte Insel ist von
einem „Ring“ mit sehr flachem Wasser umgeben, der bei Ebbe teilweise trocken
fällt – ihre Landung erheblich erschweren würde und hatten deshalb genau
berechnet, bei welchem Wasserstand sie die Riffkante überqueren müssten, um
schnell und mit geringen Verlusten das Land zu erreichen. Allerdings stützten sich diese Berechnungen,
so die Legende, auf eine normale Tide. Selbst bei einer regulären Tide ist das
Fenster für eine Landung klein, allerdings gab es am Morgen des 20. November
1943 eine Nipptide. Vier Tage dauerte die Einnahme. Als sie vorbei
war, waren 900 Amerikaner und fast 4600 Japaner tot.
Hier auf Tarawa ist die Schlacht noch nicht vergessen. Neben den offenkundigen Erinnerungen wie den rostigen Geschützen am Strand und den Bunkern in den Gärten liegen immer noch eine
ganze Reihe von gefallenen Soldaten hier in der Erde. Seit einigen Jahren ist ein Team
der amerikanischen Organisation History Flight mit der Exhumierung und
Repatriierung dieser Soldaten beschäftigt. Ich konnte es mir nicht verkneifen,
Heather, einer der forensischen Anthropologinnen des Teams, ein paar Fragen zu stellen:
Woher weiß sie, ob sie einen Amerikaner oder einen Japaner vor sich hat? „Die
Knöpfe.“ Was macht sie, wenn sie aus Versehen einen Japaner ausgegraben hat? Gräbt sie ihn wieder ein? „Die japanischen Behörden informieren. Die lassen die Japaner
dann in Gruppen und nicht identifiziert in japanischen Militärgräbern
bestatten.“ Und wie hält sie es aus, den ganzen Tag lang Tote auszugraben? „Vor
ein paar Wochen bekam ich einen Brief von einem sehr alten Herrn aus dem
Mittleren Westen. Er bedankte sich, denn ich hatte, nach über 70 Jahren, seinen
Bruder nach Hause gebracht.“
Geschütze am Strand von Betio |
Bunkerreste in unserem Garten |
Kommentare
Kommentar veröffentlichen