Jungfernflug


Dass ein Flugzeug in Bonriki International landet, ist nichts besonderes, das passiert  schließlich jede Woche (es ist ja ein internationaler Flughafen)! Wenn aber ein Flugzeug im Dunkeln landet, ist das schon etwas Besonderes. Und wenn das dann auch noch ein richtiges, großes Verkehrsflugzeug ist, ist es eine Party wert. Seit drei Wochen haben  die Flughafenmitarbeiter mit einer kleinen Propellermaschine jeden Abend geübt für den Moment, in dem auf der seit neuestem für den Nachtflug beleuchteten Landebahn ein Airbus landet. Sogar das Aus- und Einladen von Gepäck im Dunkeln haben sie geübt. Gestern Abend war es soweit, gegen 20 Uhr landete ein A320 von Solomon Airlines . Nicht nur war dies der erste kommerzielle Nachtflug seit über zwanzig Jahren, sondern es ist auch die erste Direktverbindung von Tarawa nach Australien. Mit einem Zwischenstopp in Honiara auf den Solomon Islands kann man seit heute Morgen nun einmal die Woche direkt nach Brisbane fliegen und von dort mit einem Quantas-Codeshare in die ganze Welt.
Das sind wirklich gute Nachrichten für die Insel (und für jeden, der hier gestrandet ist)! Bislang ging der gesamte internationale Flugverkehr von hier ausschließlich mit Fiji Air über Nadi, Fidschi. Als einziger Anbieter konnte Fiji Air nicht nur die Bedingungen sondern auch die Preise diktieren, und die sind exorbitant. Zum Vergleich: Ein Rückflugticket nach Fidschi kostet ungefähr so viel wie ein Rückflugticket Bremen – New York, dabei dauert der Flug nur drei Stunden. Für die Menschen hier ist aber das Flugzeug oft der einzige Weg zu guter medizinischer Versorgung, zu Bildung und nicht zuletzt zu Arbeit. Deshalb ist diese neue Verbindung etwas ganz besonderes. So besonders, dass gestern Abend Menschen am Straßenrand anhielten und auf die Lagune zeigten, in der sich das Flugzeug im Landeanflug spiegelte. Am Flughafen selbst konnten wir keinen Parkplatz finden, so dicht war das Gedränge. Ein bisschen merkwürdig sieht es schon aus, dieses große Flugzeug zwischen all den blinkenden Lichtern – und dahinter ein Flughafengebäude, das im Prinzip eine leicht aufgewertete Palmhütte ist. Auch die Sicherheitsbestimmungen waren „echt Kiribati“: Während man in Bremen mittlerweile aus Sicherheitsgründen nicht mal mehr das Besucherdeck betreten darf, wurden wir hier ohne Ausweise (zu Hause) und Einladung (nicht ausgedruckt) einfach durch das Tor auf das Flugfeld gelassen. Dort wurde dann in einem Hangar gefeiert – wie immer mit einem Zeremonienmeister, dem traditionellen „garlanding“, also dem Aufsetzen von Blumenkränzen, und Tänzen und Reden.
Ein guter Tag für Tarawa!



Am nächsten Tag sehen die "garlands" - wie alle Partyüberreste - ein bisschen traurig aus.

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