Regen


Draußen regnet es. Es regnet, wie ich noch nie Regen erlebt habe, nicht in Norddeutschland und nicht mal in den tropischen Südstaaten der USA. Im Haus kann man sein eigenes Wort nicht mehr verstehen und wenn man nach draußen schaut, sieht man gegen eine graue Wand. Regen ist gut. Unsere Wassertanks sind fast voll, nachdem sie durch eine defekte Pumpe in unseren ersten Tagen beide leer gelaufen waren, 20 Tonnen Wasser, einfach weg. Das Dach hält dicht, ich habe schon zwei Kontrollgänge gemacht, denn so ganz traue ich diesem maroden Haus nicht. Drinnen ist es so dunkel, dass man zum Lesen das Licht anmachen muss.
Unser Haus wurde in den 1970ern gebaut und muss damals ein echtes Luxusobjekt gewesen sein. Jetzt ist es eine Herausforderung. Das schönste daran ist das Grundstück, auch wenn wir uns letztes Wochenende nach Kräften bemüht haben, es ein bisschen wohnlicher zu gestalten. Es fehlen nur noch die Vorhänge. Am Montag wurden einige Hinterlassenschaften unserer Vorgänger abgeholt – Matratzen, Fernseher, Handtücher für ein ganzes Internat. Bei einigen Dingen fragt man sich, was sich der Anschaffende gedacht hat. Kunstfaserlaken für ein Haus in den Tropen? Drei Fritteusen in einem Land, in dem es jeden Tag zwischen 28 und 32°C im Schatten hat? Unser Geschirr, Villeroy & Boch Burgenland, kommt mit Suppentassen und Eierbechern, besonders anrührend sind aber die zwei Terrinen mit Deckel. Suppe unter Palmen.
Auch wir haben wieder Dinge in dieses Haus getragen, manche davon weniger notwendig, wie den dritten Toaster, andere durchaus notwendig wie den neuen Staubsauger. Sein Vorgänger hat die Größe eines Kleinwagens, dafür aber keine richtige Bürste, der Nachfolger saugt so hervorragend, dass ihn unsere Haushaltshilfe gestern nicht mehr aus der Hand geben wollte.

Die Nahrungsmittellage hat sich signifikant verbessert. Letzte Woche Mittwoch war ich morgens pünktlich um 8:00h in der Schule, um mit dem japanischen Volunteer, gelernter Koch mit Wirtschaftsdiplom, eine Einkaufstour durch Betio zu machen. Jetzt weiß ich, wo man bei der Fischfabrik klopfen muss, um ein Paket frischen Tunfisch zu erhalten und wie man an Reis und Zucker in Haushaltsmengen kommt (anstatt in 40kg-Säcken).
Auch hierfür ist die expat community unbezahlbar (fürs Sozialleben sowieso): Am Freitag erfuhren wir in der „Sandbar“ der australischen High Commission, dass es im Augenblick nicht nur frische Butter gibt, sondern dass zudem ein australischer Schlachter auf der Insel aufgemacht hat. Da es hier keine Straßennamen und Postadressen gibt, braucht man zu jeder dieser Sensationen unbedingt eine akkurate Wegbeschreibung. Hinter der Tankstelle, aber noch vor dem Krankenhaus gibt es hinter der Kurve und der fünften Palme von rechts auf der linken Seite ein gelbes Haus. So oder so ähnlich lauten diese Wegbeschreibungen und auf diese Weise haben wir am Samstag nach unserem Ausflug in die Zivilisation, einem Café cum Reisebüro am anderen Ende der Insel (ca. 45 Autominuten von hier, richtiger Kaffee!), eine Shoppingtour gemacht. Der Einkauf von Bratwurst, Müsli, Gemüse, Bananen und Butter involvierte eine Schlachter, zwei verschiedene Supermärkte und zwei Straßenstände in verschiedenen Dörfern. Die Bratwürste können mit durchschnittlichen deutschen Bratwürsten mithalten. Sie sind, in anderen Worten, ein kleines Wunder.

Unsere Katze ist übrigens noch nicht eingetroffen, ich hoffe, sie wird hier ankommen bevor die nächsten Ratten dies tun. Sie heißt „Puss“ und ist schwarz mit bunten Flecken. Wir werden uns sicher mögen.



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