Wenn der Wind dreht
Im Augenblick liegen in der Lagune deutlich mehr als 10
Schiffe. Überwiegend sind das Tunfischfänger, zum Teil mit
Hubschrauberlandeplatz, dann ein paar kleinere Fischerboote und dazwischen auch
eine nicht unerhebliche Zahl von Wracks. Im Hafen hat ein großer Tanker
festgemacht, der die Insel mit Diesel beliefert. Wenn nun der Wind aus dieser
Richtung weht, dann begleitet einen in den Schlaf nicht nur das leise Brummen
der Maschinen, sondern auch ein durchaus penetranter Schwerölgeruch. Auf einer
nächtlichen Fährüberfahrt gehört der dazu, auf einem Cargoschiff auch (habe ich
mir sagen lassen), aber wenn man in seinem eigenen Bett liegt, ist es
merkwürdig. Nun könnte man einfach die Fenster schließen – wenn man könnte.
Unsere Fenster bestehen alle aus Glaspaneelen, die dafür sorgen, dass man hier
jederzeit eine angenehme Brise durchziehen lassen kann. Und vor zwanzig Jahren
konnte man diese Paneele sicher auch noch so kippen, dass sie Geruch draußen und Kälte drinnen
hielten. Da sie aber aus Stahl sind, und hier jedes Metall rostet oder
korrodiert, kann man sie nicht mehr bewegen. Wenn man nicht den Garten kühlen
möchte, lässt man also die Klimaanlage aus und den Wind herein. Einige
Rattenzugänge habe ich mit WD-40 so weit bewegen können, dass sie nun schließen
(aber nicht wieder öffnen). Ansonsten gilt: Bei Sturm sollte man lose Papiere
beschweren.
Gestern hat der Wind gedreht und der Schwerölgeruch ist verflogen.
Stattdessen riecht es nun nach Kanalisation. Man kann eben nicht alles haben.
Unserer Katze kann das alles nichts anhaben. Sie hat ihre
erste Nacht im Freien verbracht und kam heute Morgen pünktlich zur Fütterung zurück. Jetzt
schläft sie völlig erschöpft unterm Schreibtisch.
Und bevor jetzt jemand neidisch wird und denkt, wir wären ja doch im Palmenparadies: |
Puss, schlafend. |
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