Konsumdiät


Am Dienstag konnte ich von meinem Platz am Mittagstisch in der Schulcafeteria etwas sehen, das mir zunächst normal erschien,  dann aber sehr plötzlich als richtig ungewöhnlich einsickerte:



Ein DHL-Bote. In einem VW-Caddy. Den Caddy kannten wir schon, er parkt sonst vorm Chatterbox-Café, unserem samstäglichen Ausflugsziel, das auch als Reisebüro und DHL-Station fungiert. Den DHL-Mann kannten wir noch nicht, er freute sich aber über unsere Freude und war sofort zu einem Foto bereit, nachdem er an der Schule ein Paket abgegeben hatte.

Dies birgt interessante Einkaufsmöglichkeiten. Während ich den DHL-Boten zuhause in Deutschland öfter treffe, als ich gern zugebe, habe ich hier seit meiner Ankunft nichts eingekauft außer Lebensmitteln, einem einfachen, chinesischen Handy und zwei Kindle-Ausgaben wissenschaftlicher Bücher. Noch passt alles, was ich hier besitze, in meinen Koffer und bleibt innerhalb der Freigepäckgrenze sämtlicher  seriöser Fluggesellschaften. (Michael O’Learys fliegender Reisebus ist davon ausdrücklich ausgenommen.) Sämtliche Dinge, von denen ich in den ersten Wochen dachte, ich würde sie unbedingt brauchen, fehlen eigentlich nicht. Es fehlt, manchmal, der kleine Thrill, den ein bei Ebay geschossenes Schnäppchen gibt; es fehlt auch, manchmal, die Möglichkeit, ein richtiges Buch innerhalb von 48 Stunden in den Händen zu halten. Letzteres könnte nun möglich sein. Nicht in 48 Stunden, eher in 21 Tagen, aber immerhin.
Die Erkenntnis, auf den Thrill verzichten zu können, wird mich nicht davon abhalten, mich im nächsten Urlaub nach ein paar schönen Sommerkleidern umzusehen und das eine oder andere auch zu kaufen. Aber vielleicht wird es mich, zurück in Deutschland, ein bisschen dazu erziehen, zweimal nachzudenken, ob ich den Gegenstand im elektronischen Warenkorb wirklich brauche. Denn das leuchtend gelbe DHL-Auto fällt hier auch deshalb auf, weil die Insel mit rostigen Containern gepflastert ist und der Strand mit Plastikmüll.

Samstag lasse ich mir die Haare schneiden. In Kiribati ist alles ein Abenteuer. Wait and see.

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