Santa Ursula



Die Santa Ursula ist nicht, wie schon vermutet wurde, die Nachrichtensprecherin von Kiribati TV, gemeint ist auch nicht die sagenumwogende Heilige Ursula von Köln, sondern ein Containerschiff der Hamburg Süd. Dieses Containerschiff trieb am Freitag vor der Lagune, um einen Crewwechsel vorzunehmen. Neben fünf Trainees vom Marine Training Centre und unzähligen Verwandten durfte ich auch mit an Bord und es war ein Erlebnis. Zum einen braucht man ein bisschen Mut, um über die große Lücke von Bord des kleinen Lotsenbootes auf die Gangway zu springen (und großes Vertrauen in die zwei Männer, die das Boot halten, denn es wird nicht festgemacht). Zum anderen ist ein unter europäischer Flagge fahrendes Containerschiff verglichen mit Tarawa ein Hafen der Zivilisation. Alles ist so sauber und aufgeräumt! Die Trainees konnten zum ersten Mal in ihrem Leben ein richtiges Treppenhaus sehen (neun Stockwerke!) und mit einem Fahrstuhl fahren und alle waren beeindruckt von dem Buffet, das für sie aufgefahren wurde und von der Größe der Kabine, die ihnen, wenn sie in vielleicht ein oder zwei Jahren selbst an Bord gehen werden, mal ganz allein zur Verfügung stehen wird. Wir bekamen in der Offiziersmesse die ersten Kartoffeln seit ungefähr zehn Wochen, und auch wenn Salzkartoffeln sonst nicht meine erste Speisenwahl sind, löste es fast ein Gefühl der Nostalgie aus, wieder mal welche zu essen.* Auch die Seeleute, die hier in Tarawa nicht abgelöst wurden, hatten einen „Kartoffelmoment“, denn neben mindestens zwanzig Verwandten waren auf dem Hinweg mehrere ganze Bananenstauden, Eimer voll Fisch und Säcke voll Kokosnuss an Bord des kleinen Lotsenboots. Auf dem Rückweg war der Platz dann gut gefüllt mit allem, was das kiribatische Herz begehrt und China herstellt: Reiskocher, Paletten mit Softdrinks, Unterhaltungselektronik.

Um nun zu verstehen, warum ein Containerschiff mir so angenehm erscheint, eine kleine Erläuterung. Sowohl für die neuseeländischen als auch die australischen Botschaftsmitarbeiter hier gilt Tarawa als „hardship post“. Auf einer Skala von 1-8 ist Kiribati für die Neuseeländer eine „8“. Eine normale Entsendung, ein „posting“, ist für die Australier drei Jahre lang. In Kabul und Islamabad kann man dies auf 18 Monate verkürzen. In Tarawa auf zwölf.


*Der Import von Kartoffeln ist in Kiribati verboten, seit vor einigen Jahren mal eine verfaulte Kartoffel eingeschleppt wurde. 

An dieser Stelle wagte ich zu fragen, ob das Boot wohl zweimal fährt. Anfängerfehler.

Das ist die Gangway. Wenn man es erstmal drauf geschafft hat, ist es gar nicht mehr zum Fürchten. 12 m geht es dann hoch.

Von der Brücke aus hat man den "Klima-Doku-Blick". Die Insel sind aber auch wirklich flach!

Links die Teraaka, das Schulboot, rechts die Lily, das Lotsenboot.



Auch dies unterscheidet ein Containerschiff vom Leben auf Tarawa: Es gibt eine Kläranlage.



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