Of Missionaries, Mercenaries And Misfits
Drei Kategorien Menschen kommen nach Kiribati, und jede hat
ihren eigenen Charme:
missionaries, mercenaries und misfits.
Die missionaries, die Missionare, sind teilweise wörtlich zu
nehmen, teilweise auch nicht. Ganz wörtlich zu nehmen sind sie in Bezug auf die
Mormonen. Sie sind stets von weitem zu erkennen, denn sie sind grundsätzlich
sehr jung, auf einem Fahrrad unterwegs und tragen ein Outfit aus weißem Hemd
mit Krawatte, Umhängetasche, schwarzer Hose (aufgekrempelt oder mit der Schere
auf 7/8 gekürzt) – und Flipflops. Alle Mitglieder der „Latter Day Saints“, wie
sie auch heißen, gehen, meist nach Abschluss der Schule, für 18 bis 24 Monate
in den Missionsdienst. Der Missionsdienst geht in beide Richtungen, auch die
jungen kiribatischen Mormonen leisten ihn ab. Sie sind anschließend begehrte
Arbeitskräfte, denn sie sprechen ausgezeichnet Englisch, sind diszipliniert und
haben kein Alkoholproblem, da sie keinen Alkohol trinken.
Neben diesen „echten“ Missionaren zählen zu dieser Kategorie
aber auch diejenigen, die bei uns im Hausgebrauch die „Kiribati-Freunde“
heißen. Sie sind zumeist als Freiwillige hier und finden grundsätzlich alles
ganz toll, gern auch Dinge, welche die I-Kiribati selbst gar nicht so toll
finden. Etwas kritisch zu sehen, kommt nicht in Frage, denn man ist ja hier um
zu helfen.
Die mercenaries, die Söldner, sind alldiejenigen, die hier
sind, weil das Geld lockt. Da das Leben in Kiribati sehr anders ist als
anderswo (um es diplomatisch auszudrücken), sind die Zulagen dafür, dass man es
hier aushält, sehr ordentlich. Wenn man hier also als Ingenieur oder
Projektmanager eine Weile durchhält, füllt sich das Konto zuhause in
Australien. Zwar kann man für Essen und teilweise auch für eine
Internetverbindung hier viel Geld ausgeben, sonst sind die Einkaufsmöglichkeiten
aber, wie schon erläutert, so eingeschränkt, dass man nicht häufig in
Versuchung gerät. Das Söldnertum beschränkt sich dabei nicht auf das Geld. Auch
für viele Botschaftsmitarbeiter bietet dieses Land die Chance, relativ früh in
der Karriere eine Entsendung ins Ausland zu erhalten und zudem eine mit großer
Verantwortung. Das kann eine gute Alternative zu einem Schreibtisch in Canberra
oder Taipeh sein.
Zu guter Letzt die misfits. Schon das Wort ist schwer zu
übersetzen, Eigenbrötler trifft es vielleicht ganz gut. „A
person whose behaviour or attitude sets them apart from others in an
uncomfortably conspicuous way“, eine Person, deren Verhalten oder Einstellung
sie von anderen auf unangenehm deutliche Weise unterscheidet, so das Oxford
Dictionary. Unangenehm ist die ja meist für die anderen, nicht so sehr für den
„misfit“ selbst. Hier, am Ende der Welt, ist trotz der Bevölkerungsdichte viel
Platz für „Charaktere“, und wer vorher keiner war, wird spätestens hier zu
einem. „Ich spare immer noch auf mein Rückflugticket“ sagt ein alter Engländer,
der zu Kolonialzeiten hier ankam. Er fährt einen silbernen Jaguar und trägt
grundsätzlich Socken in Sandalen. Bleibt man zu lange hier, droht das Phänomen
der „Verbuschung“. Wohin das führen kann, kann man bei Joseph Conrad nachlesen,
auch wenn die Verbuschung im Herzen der Finsternis des Kongos noch ein wenig
extremer sein mag.
Dreimal im Monat versammeln sich
übrigens alle, missionaries, mercenaries und misfits. Die hohen Fest- und
Feiertage im Leben der ex-pat community sind die „Sand Bar“ der australischen
Botschaft, die „trivia night“ und die „fishing competition“. Die Sand Bar ist
einfach: Man geht hin und kauft sich ein Getränk. Die trivia night, der
Quizabend, macht großen Spaß, involviert
aber Arbeit, wenn man tatsächlich gewinnt (dann muss man das Quiz fürs nächste
Mal erstellen). Die fishing competition ist immer noch ein kleines Mysterium
für mich. Die Teilnehmer fahren alle am Samstagvormittag mit dem Boot raus aufs
offene Meer und fischen, was sie finden können. Um 17h findet dann das „weigh
in“ statt, die Fische werden gewogen und die Gewinner der unterschiedlichen
Kategorien festgestellt. Sie werden über ein knatterndes Mikrofon verkündet und
Preise werden verteilt. Am Ende sind alle sehr betrunken und zufrieden. Der
Fisch wird vermutlich gegessen.
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